Vorgeschichte

Eine ganz normale Familie waren wir. Vater, Mutter, Tochter und Sohn. Bis das Jahresende 1990 uns unheimliche Sorgen um unsere Tochter und ihr Schmerz und Lebenskampf brachte. Es wurde bei unserer Tochter Hautkrebs diagnostiziert.

Im Pharmaziestudium stehend nahm sie den Kampf gegen die Krankheit auf. Ein qualvoller Weg begann. Operationen, Chemotherapien und  viel Zeit in Kliniken war der Leidensweg über zwei Jahre. Ein hübsches, junges, blondes Mädchen verlor ihre Haare. Tränen über Tränen im Kämmerlein, aber nicht nach außen. "Ich kämpfe, ich halte es aus, ich will leben" war ihre Devise. Die Familie litt mit und versuchte bei ihrem Kampf immer für sie da zu sein.

Sie schaffte es. Medizinisch (CT, Kernspin, Ultraschall- Untersuchungen,( Anl.U) usw. war nichts mehr nachzuweisen. Auch die spätere Obduktion bestätigte dies!

Die Haare wuchsen wieder. Sie konnte wieder Klavier spielen, fuhr in Urlaub und  erholte sich von den Strapazen. Sie war glücklich, so weit zu sein, wohl wissend um die Schwere der Krankheit.

Alles, was möglich war, wollte sie getan haben gegen diese Krankheit, um zu leben. Und sie entschloß sich zu einer anschließenden Interferonbehandlung als adjuvante = unterstützende Immuntherapie / Immunstimmulation. Sie war genau informiert darüber, daß während dieser Behandlung die Blutgerinnung gestört ist, und daß, wenn Blutungen auftreten sollten, sofort ärztliche Hilfe zu holen sei. "Die wissen, was dann zu tun ist, es sei kein Problem, dies in den Griff zu bekommen mit Blut- bzw. Thrombozytenübertragungen", so die behandelnde Fachklinik, in der sie sich immer gut versorgt gefühlt hatte. Diese Fachklinik befand sich nicht am Heimatort.

Die Interferon-Behandlung wurde dann ambulant zu Hause durchgeführt. Jedoch die Thrombozyten (fast täglich ließ sie sie ambulant im Kreiskrankenhaus (KKH) am Heimatort  kontrollieren) sackten so stark ab, daß sie nach einigen Tagen auf Veranlassung der den Chefarzt vertretenden Oberärztin der Fachklinik wieder abgebrochen wurde. Die Blutungsneigung aber bleibt jedoch noch einige Tage bestehen, bis die Gerinnungsfaktoren sich wieder erholt haben. Doch es kam zu einer inneren Blutung. Starke Bauchschmerzen veranlaßten uns, den Hausarzt zu holen. Daß er ihre Bitte um Schmerzmittel ablehnte, damit das Bild nicht verdreht würde, verstand sie und hielt klaglos ihre großen Schmerzen aus. Der Notarztwagen (NAW) kam und brachte sie am 24.5.1993, gegen 21.00 Uhr, ins Kreiskrankenhaus. Was dann geschah und nicht geschah, bleibt für uns ein Albtraum. Alle Qualen und Nöte der letzten Jahre waren für unsere Tochter ein Spaziergang gegenüber dem, was sie nun erleben mußte, wie ihre letzten grauenvollen Stunden werden sollten.

Zunächst waren im KKH die diensthabende Assistenzärztin, d.h. eine approbierte Ärztin nun in der Facharztausbildung sowie der diensthabende Facharzt für innere Medizin und der Notarzt (Facharzt) mit im Aufnahmezimmer. Später kam der diensthabende oberärztliche Hintergrunddienst dazu sowie ein chirurgisches Konsil, d.h. Chirurgischer Oberarzt (chir. OA) und Assistenszärztin, also insgesamt sechs Ärzte.

Das für die Staatsanwaltschaft (StA) angefertigte Erinnerungsprotokoll, gibt wieder, wie wir es erlebten.

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